Der Titel, den Hartmut van Riesen für seinen neuen Katalog gewählt hat, kann treffender für seine Kunst nicht sein. Aus Homo Ludens präsentieren wir eine Auswahl seiner Werke von 2012 bis 2016.

Homo ludens
2012 -2016
Die Bilder Hartmut van Riesens aus den Jahren 2012 bis Anfang 2016 öffnen den Blick in eine Welt, die geprägt ist von harten Ecken und Kanten, von metallisch anmutenden gewundenen Bändern und rotierenden Scheiben – Formen, die sich begegnen, überlagern, sich festhalten und wieder lösen. Der Künstler spricht von gegenständlicher Abstraktion oder von abstrakter Gegenständlichkeit. Sparsam und willkürlich, fast sprunghaft setzt er Farbakzente, Schattierungen von Grau dominieren eine verschlungene Welt von Dunkelheit und Licht.

Wer sich auf die Bilder einlässt, den nehmen sie mit auf eine Reise. Deren Ausgangspunkt immer auch zu tun hat mit der momentanen Stimmung des Betrachters. So finde ich mich wieder in einem sehr stark von klaren, technischen Formen beherrschten Raum, Gedanken und Empfindungen beschäftigen sich mit der Gegensätzlichkeit meiner Gegenwart, in der ich anecke, die mir die Gleichzeitigkeit verschiedener Möglichkeiten und Wege zeigt, die Zusammenhänge offenbart und mir die unlösbare Verknüpfung von Geradlinigkeit und labyrinthischer Irrung zeigt. Immer gegenwärtig ist eine ungeheure Energie, die diese Welt antreibt und unerschöpflich scheint. Manches Mal führt mich die Betrachtung zu einer Sehnsucht nach einer Welt, in der das Chaos eine Ordnung hat, deren Prinzipien zwar nicht greifbar sind, jedoch eine Ahnung ihrer übergeordneten Existenz hinterlässt, in der alle Dinge ihren gleichberechtigten Platz haben und miteinander in Beziehung stehen. Und plötzlich stehe ich mitten in einem Urwald voller seltsamer Pflanzen und Tiere, der bedrohlich ist und doch zugleich seltsam beschützend, der undurchdringlich scheint und dennoch Pfade besitzt mit dem Versprechen, hinter jeder Windung etwas Neues zu entdecken.

Die geradezu magnetische Energie der Bilder speist sich aus der Neugier des Künstlers, die ihn ständig antreibt und umtreibt. Es ist die Neugier auf das, was jeden Tag entstehen wird aus ihm selbst heraus, auf den Prozess von Handlung und Wandlung. Es ist Lebensfreude, die in einer schier unvorstellbaren Produktivität Tag für Tag auf die Leinwand strömt. Spielerisch entstehen seine kraftvollen Kompositionen, weshalb einer der Titel – „Homo ludens” – durchaus als ein übergeordneter Begriff seines Schaffens zu sehen sein mag. Denn trotz aller Kraft und Energie ist eine Leichtigkeit spürbar, eine Verspieltheit der Formen, sie tanzen miteinander, sie klingen wie ein Orchester. Hartmut van Riesen hat diesmal seine Bilder mit Titeln versehen, man mag sie verstehen als Fortführung wie ein Schild auf einer Tür, die sich öffnet für die eigene Welt des Betrachters.

Michael Tempel
Autor